Klein ist sie, wenn man sie sich auf der
Landkarte anschaut. Gigantisch wird sie
vor allem, wenn man sie durchwandert.
Bei der Fahrt mit dem Auto bekommt man
den groben Ueberblick, beim Wandern aber
fallen einem auch tausend grosse Kleinigkeiten
auf. Seien es die aus Bruchsteinen gemauerten,
mit Steinplatten bedeckten Häuser,
seien
es die schroffen Berge mit ihrem besänftigenden,
im Sommer grünen, grünen, grünen
Waldsaum, und vor allem: sei es der unwahrscheinlich
klare, grüne Fluss, der sich durch
die unzähligen glattgeschliffenen
Felsbrocken schlängelt.
Zu meinem Haus kann man nur zu Fuss gelangen.
Ein Steg führt über die Verzasca,
dann folgt ein schmaler, gepflasterter
Weg. So, wie man sie teilweise auch jetzt
noch auf den Alpen findet. Das alles hat
seine Vorteile: die Luft wird nicht vom
Benzingestank verpestet. Die Tiere sind
nicht gefährdet durch Fahrzeuge.
Und ein bisschen Training auf dem aufwärts
führenden Weg schadet niemandem.
Für den Warentransport
haben wir ein Seilbähnchen, durch meinen
Bruder Luzi vor vielen Jahren für den
Elektro-Betrieb eingerichtet. Die beiden
Transportwägelchen bestehen je aus
einem längs entzwei geschnittenen Oelfass.
Eine Hälfte ist grün bemalt mit
Marienkäferchen, die andere Hälfte
gelb mit Schmetterlingen.
Vom Parkplatz bei der Brücke führen
ein paar Stufen zur Talstation. Zugegeben:
ohne diese Hilfe wäre das Leben in
einer so extremen Lage sehr, sehr schwierig.
Deshalb danke ich Luzi im Stillen bei jeder
Seilbahn-Fuhre... (Genaueres darüber
in „Mit herzlichen Tessiner Grüssen“,
siehe Buchverzeichnis).
Schwierig wird es auch im Winter: manchmal
fällt in einer Nacht mehr als ein halber
Meter Schnee. Da heisst es denn eben, die
Schneeschaufel zur Hand zu nehmen. Dass
dann genügend Sand vorhanden sein muss,
damit die Wege damit bestreut werden können,
gehört zu den Pflichten, die man im
Herbst erfüllen muss.
(Genaueres über unser Leben im Winter
siehe „Nach jedem Winter kommt ein
Sommer“, siehe Buchverzeichnis). Das
Haus, das ich vor etwa zwanzig Jahren nach
unendlichen Kämpfen und mit vielen
Abenteuern umbauen konnte, (Genaueres darüber
siehe „Ein Dach überm Kopf“,
siehe Buchverzeichnis) kommt mir immer vor
wie eine freche , winzig kleine Trutzburg.
Durch die Lage am Steilhang musste eine
Stützmauer Platz für einen Hof
schaffen. Im Hof hat es einen grossen Steintisch
mit den entsprechenden Bänken, Platz
für Blumenschmuck ringsum, für
einen Küchen-Kräutergarten.
Und da ist dann ein Gartenteil rechts vom
Haus, wiederum mit Stützmauern. Die
Erde von mir eigenhändig gerodet (Genaueres
darüber in „Mit Kathrin Rüegg
durchs Gartenjahr“, siehe Buchverzeichnis).
Zwischen Haus und Garten geht ein Bachlauf,
in dessen gestauten Wasserbecken sich Gänse
und Enten tummeln. Auf der andern Hausseite
ist ein zweiter Bachlauf, in dessen Nähe
sich der Hühnerhof befindet.